Arbeitszeugnis heute oder ... was macht ein gutes Zeugnis aus

Arbeitszeugnisähnliche Dokumente gibt es bereits seit dem sechzehnten Jahrhundert. Seither hat sich eine Arbeitszeugniskultur entwickelt, die sich in einem beständigen Wandel befindet. Besonders in den letzten 30 Jahren wurde es häufig verklausuliert zum Nachtreten missbraucht, enthielt Stolpersteine und war nichtssagend oder völlig subjektiv ausgestellt.

 

Anforderungen an Wahrheitsgehalt und Wohlwollen führten zu einer Zeugnissprache, die sich heute zu einer Gradwanderung entwickelt hat und für den Zeugnisschreiber oft schwer umzusetzen ist. Zur Vereinfachung entwickelten sich im Laufe der Jahre allgemein gültige und austauschbare Textbausteine, welche einfach aneinandergereiht wurden. Viele Entscheider legen daher keinen Wert auf die Aussagekraft von Zeugnissen.

 

Jedoch entwickelt sich seit einigen Jahren eine neue Zeugniskultur. Auf die schriftliche Beurteilung wird von immer mehr Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein neuer Fokus gelegt. Das „neue“ Arbeitszeugnis soll ein tatsächliches Bild vom Arbeitnehmer darstellen. Es soll eine individualisierte, authentische und wertschätzende Beschreibung des Mehrwertes enthalten, die der Arbeitnehmer für das Unternehmen hatte. Das macht auch Sinn: Der Leser möchte schließlich erfahren, ob der Bewerber für eine bestimmte Position geeignet ist - und nicht, was er nicht kann!

 

Die Aussagekraft des Arbeitszeugnisses entscheidet über die Verwertbarkeit!

Es versteht sich von selbst, dass eine individualisierte Beurteilung nicht mit allgemein gültigen Textbausteinen erreicht werden kann. Ein Zeugnis ist immer persönlich. Dennoch müssen selbstverständlich die Regeln der Zeugnissprache angewendet werden. Die Rechtsprechung gibt vor, dass das Arbeitszeugnis sowohl wohlwollend als auch wahrheitsgemäß ausgestellt werden soll. Ein erfahrener Zeugnisschreiber verbindet also die individuellen Aussagen und Stärken mit der allgemein gültigen Zeugnissprache.

 

Was macht ein aussagekräftiges Arbeitszeugnis aus? 

  • Das Arbeitszeugnis erwähnt, insbesondere im Führungsbereich, den Mehrwert, den der Arbeitnehmer für sein Unternehmen geleistet hat
  • Das Arbeitszeugnis legt den Schwerpunkt auf die Stärken und die Erfolge des Mitarbeiters
  • Es beschreibt auch die Persönlichkeit: Was für ein Mensch ist der Arbeitnehmer?
  • Das Arbeitszeugnis geht auf die Zukunftsperspektive ein: Die Erwähnung der Kernkompetenzen wie ganzheitliches Denken, unternehmerisches und strategisches Handeln oder Kommunikationskompetenz. 

Wenn Sie ein Arbeitszeugnis lesen; 

  • Entsteht das Bild des Arbeitnehmers vor Ihren Augen?
  • Beschreibt das Zeugnis individuelle Erfolge?
  • Passt es zu den Anforderungen der beschriebenen Stelle?
  • Besteht das Zeugnis aus aneinandergereihten Textbausteinen mit Wiederholungen und dem permanent auftauchenden Wörtchen „stets“?
  • Macht es den Eindruck, als wäre es flüssig und strukturiert formuliert?
  • Enthält es die relevanten Kernkompetenzen, die für die Stelle zu erwarten sind?

Tipp: Lassen Sie andere das Zeugnis lesen und sich in den Text einfühlen. Welches Bild entsteht vor dem Leser? Gehen Sie nicht nach einzelnen Aussagen, beispielsweise der zusammenfassenden Leistungsbeurteilung. Lassen Sie statt dessen die Gesamtaussage auf sich wirken.

 

Vom Textbausteinzeugnis zum Empfehlungsschreiben: Stärkenbetont und authentisch: 

 

Die althergebrachten Arbeitszeugnisse, die aus aneinandergereihten Standartformulierungen bestehen, sind nicht sehr aussagekräftig. Ein individualisiertes, maßgeschneidertes Dokument jedoch, welches die persönlichen Stärken hervorhebt und auch auf die individuellen Erfolge eingeht, kann ein wichtiger Baustein in der „Visitenkarte“ Bewerbungsmappe sein.