In der heutigen Arbeitswelt ist Diversität ein zentraler Bestandteil unternehmerischer Verantwortung. Neben den Stellenausschreibungen, in denen oft „männlich, weiblich, divers“ (m/w/d) verwendet wird, um Menschen aller Geschlechter anzusprechen, gewinnt die geschlechtsneutrale Formulierung auch in anderen Bereichen immer mehr an Bedeutung. Insbesondere Arbeitszeugnisse stehen dabei im Fokus, da sie rechtlich wie auch persönlich von großer Relevanz sind. Wie lässt sich auch Inklusion und Geschlechtsneutralität auch in diesen Dokumenten umsetzen?
Das AGG und geschlechtsneutrale Arbeitszeugnisse
Gemäß § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sind Benachteiligungen aufgrund der sexuellen Identität unzulässig. Dies betrifft nicht nur das Einstellungsverfahren, sondern auch andere persönlich relevante Dokumente wie Arbeitszeugnisse. Unternehmen stehen hier vor der Herausforderung, geschlechtsneutrale Formulierungen zu finden, die alle Geschlechter respektieren und einschließen.
Herausforderungen bei der Formulierung geschlechtsneutraler Arbeitszeugnisse
1. Anredeformen vermeiden
Eine der größten Schwierigkeiten bei der Erstellung von geschlechtsneutralen Arbeitszeugnissen besteht in der Vermeidung klassischer Anredeformen wie „Herr“ oder „Frau“. Anstatt den Vornamen und die Initialen zu nutzen, um Geschlechtsverhältnisse zu umgehen.
2. Vermeidung von Pronomen
Eine weitere Herausforderung ist die Vermeidung der gängigen Pronomen „er/sie“ oder „ihm/ihr“. In vielen Sprachen, einschließlich Deutsch, sind die Pronomen stark geschlechtsspezifisch, weshalb es hier noch keine allgemein akzeptierte Lösung für diverse Pronomen gibt. Unternehmen müssen daher auf kreative Alternativen oder eine komplette Entpersonalisierung zurückgreifen.
3. Fehlen allgemeingültiger Lösungen
Obwohl die Notwendigkeit für geschlechtsneutrale Formulierungen klar ist, gibt es bisher keine allgemein anerkannte Lösung. Jedes Unternehmen hat den Anspruch, eigene Ansätze zu entwickeln oder individuelle Anpassungen vorzunehmen, die auf die Wünsche der betroffenen Personen abgestimmt sind.
Lösungsansätze: Wie können Unternehmen geschlechtsneutrale Zeugnisse formulieren?
1. Entpersonalisierung
Eine einfache Möglichkeit, die Verwendung von geschlechtsspezifischen Begriffen zu vermeiden, besteht darin, Pronomen gänzlich zu streichen. Anstatt „er/sie hat gute Arbeit geleistet“ könnte „die Person, die gute Arbeit geleistet hat“ verwendet werden.
2. Individuelle Anpassungen
Eine weitere Lösung besteht darin, betroffenen Personen die Möglichkeit zu geben, den ersten Entwurf ihres Arbeitszeugnisses selbst umzuformulieren. So können Sie sicherstellen, dass das Dokument ihren persönlichen Interessen und Bedürfnissen entspricht.
Bisherige Lösungen im Einsatz
1. Genderneutrale Sprache
Die Verwendung von geschlechtsneutralen Begriffen wie „Mitarbeitende“ statt „Mitarbeiter“ ist eine gängige Praxis in vielen Unternehmen geworden, um Inklusion zu fördern.
2. Gender-Sternchen
Auch der Gender-Stern ( ), wie in „Netzwerkpartner innen“, wird häufig verwendet, um alle Geschlechter einzuschließen. Diese Methode ist jedoch nicht unumstritten und könnte auf unterschiedliche Meinungen stoßen.
Rechtlicher Anspruch auf Anpassung von Arbeitszeugnissen
Transpersonen, die eine Geschlechtsänderung vornehmen lassen, haben gemäß § 242 BGB und § 5 des Transsexuellengesetzes (TSG) das Recht auf ein neues Arbeitszeugnis. Unternehmen sind verpflichtet, das Zeugnis entsprechend den neuen Angaben zu aktualisieren.
Statistiken zur Geschlechtsangabe in Deutschland
Laut einer Studie des Bundesinnenministeriums gab es zwischen Januar 2019 und September 2020 insgesamt 394 Änderungsanträge auf die Geschlechtsangabe „divers“ oder „ohne Angabe“. Dies zeigt, dass die Sensibilität und das Bewusstsein für das Thema Diversität auch auf rechtlicher Ebene kontinuierlich zunimmt.
Bedeutung für Unternehmen
Für Unternehmen ist es entscheidend, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Neben rechtlichen Anforderungen ist es auch eine Frage des Respekts und der Inklusion, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität gleichbehandelt werden. Ein Schritt in diese Richtung ist die Berücksichtigung individueller Wünsche und die Anpassung von Arbeitszeugnissen.
Fazit: Die Zukunft der Arbeitszeugnisse ist vielfältig
Unternehmen müssen proaktiv an Lösungen für geschlechtsneutrale Formulierungen arbeiten und auf individuelle Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen. Die Integration vielfältiger Sprachformen in Arbeitszeugnisse ist ein wichtiger Beitrag zu einer inklusiven Unternehmenskultur.