Kategorie: #AufbauArbeitszeugnis

Der verhängnisvolle Fehler beim Zeugnisschreiben: Angewandtes Halbwissen

Ein Arbeitszeugnis zu verfassen, scheint auf den ersten Blick eine einfache Aufgabe zu sein. Man folgt den üblichen Gepflogenheiten, gibt Noten und formuliert Zufriedenheits- und Schlussformeln – so zumindest die gängige Vorstellung. Doch in der Welt der Zeugnisse lauert ein verhängnisvoller Fehler, der oft unbemerkt bleibt und schwerwiegende Konsequenzen haben kann: angewandtes Halbwissen.

Die Tücke der Zeugnissprache

Angewandtes Halbwissen im Kontext des Zeugnisschreibens bedeutet, dass der Verfasser scheinbar den üblichen Standards folgt, aber in Wirklichkeit nicht mit den Feinheiten der Zeugnissprache vertraut ist. Die Gefahr liegt darin, dass der Leser – sei es ein potenzieller Arbeitgeber oder eine Bildungseinrichtung – automatisch davon ausgeht, dass der Aussteller über das nötige Know-how in Bezug auf Zeugnisse verfügt.

Doch oft kennt der Verfasser lediglich die grundlegenden Notenübersetzungen und die verklausulierten Formulierungen für Zufriedenheit und Schlussformeln. Die eigentliche Sprache der Zeugnisse, ihre subtilen Nuancen und versteckten Codes, bleiben ihm verborgen. Dies führt dazu, dass der Großteil des Zeugnisses in einer Standardsprache verfasst wird, die zwar gut gemeint ist, aber erhebliche Missverständnisse hervorrufen kann.

Die Gefahr der falschen Einschätzung

Der Leser, der das Zeugnis auf den ersten Blick betrachtet, wird davon ausgehen, dass er es mit einem Zeugniskundigen zu tun hat. Dies kann zu einer irreführenden Einschätzung der Leistung des Zeugnisempfängers führen. Der vermeintliche Zeugniskundige wird die üblichen Maßstäbe anlegen und sein Urteil entsprechend streng ausfallen lassen.

Der eigentliche Gehalt der Leistungen des Zeugnisempfängers geht dabei jedoch oft verloren. Der Mangel an Vertrautheit mit den Feinheiten der Zeugnissprache führt zu einer unzureichenden Darstellung der individuellen Stärken und Schwächen. Die Subtilitäten, die zwischen den Zeilen eines gut formulierten Zeugnisses liegen, bleiben unentdeckt.

Die harmlose Alternative: Formelle Mängel und Alltagssprache

Im Gegenzug dazu kann ein Arbeitszeugnis, das formelle Mängel aufweist und in der Alltagssprache geschrieben ist, viel harmloser sein. Der Leser wird sofort bemerken, dass der Aussteller nicht mit den Gepflogenheiten der Zeugnissprache vertraut ist. Dadurch wird das Zeugnis weniger als strenges Beurteilungsinstrument betrachtet, sondern eher als Empfehlungsschreiben.

Ein solches Zeugnis wird in der Regel großzügiger interpretiert, da der Leser davon ausgeht, dass der Verfasser nicht absichtlich versucht hat, Informationen zu verschleiern oder zu verzerren. Die Unkenntnis des Ausstellers wird als nachlässige Formulierung und nicht als bewusster Versuch, die Leistung des Zeugnisempfängers zu manipulieren, interpretiert.

Die Bedeutung von Authentizität im Zeugnis

Letztlich kommt es beim Zeugnisschreiben auf Authentizität an. Ein Zeugnis sollte nicht nur den formalen Standards entsprechen, sondern auch die tatsächlichen Leistungen und Fähigkeiten des Zeugnisempfängers authentisch widerspiegeln. Das bedeutet, dass der Verfasser sich nicht nur mit den oberflächlichen Gepflogenheiten der Zeugnissprache auskennen sollte, sondern auch in der Lage sein muss, die individuellen Nuancen und Besonderheiten angemessen zu vermitteln.

Fazit: Die Kunst des Zeugnisschreibens

Das Verfassen eines Arbeitszeugnisses ist eine Kunst, die mehr erfordert als nur das Befolgen von Formalitäten. Es erfordert ein tiefes Verständnis für die Zeugnissprache, die Fähigkeit, individuelle Leistungen angemessen zu formulieren, und vor allem Authentizität. Angewandtes Halbwissen mag auf den ersten Blick den Eindruck eines professionell erstellten Zeugnisses erwecken, birgt jedoch die Gefahr der falschen Einschätzung. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, sich eingehend mit den Feinheiten der Zeugnissprache vertraut zu machen und die Kunst des Zeugnisschreibens in ihrer Ganzheit zu beherrschen. Nur so kann gewährleistet werden, dass ein Zeugnis nicht nur den formalen Standards entspricht, sondern auch ein authentisches und gerechtes Bild der individuellen Leistungen vermittelt.

Der Zeugnisinsider bietet Ihnen wertvolle Tipps und Tricks, wie Sie Ihr eigenes Zeugnis besser verstehen können. Wir teilen auch Informationen darüber, wie Sie sich auf Zeugnisgespräche vorbereiten können und welche Bedeutung bestimmte Formulierungen in Zeugnissen haben können.

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